Ich habe als Kind Blockflöte gespielt. Ich habe auch im Schulchor gesungen und an den Wochenenden viel gelesen (Bücher, kaum Zeitschriften). Auf die Idee, auch mal selbst etwas Lesenswertes zu produzieren, bin ich dabei komischerweise nicht gekommen, trotz guter Deutschnoten. Sport war nie mein Ding, was nicht verwunderlich ist, wenn man sich allein meine Tollpatschigkeit im Alltag anschaut. Man stelle sich vor, welchen Schaden ich mir und anderen beim Volleyball, Hockey oder Skifahren hätte zufügen können (Das mit dem Skifahren ist übrigens ein Scherz, komme ich doch aus dem Bundesland, dessen höchste Erhebung ein Berg mit sagenhaften 167 Metern Höhe ist). Auch Basteln – das erwähnte ich schon einmal – fand ich langweilig früher, ebenso wie alles rund um die Themen Kochen, Backen, Gärtnern etc..

Schaue ich mir heute an, was ich gerne in meiner Freizeit mache, spielt die Blockflöte schon lange keine Rolle mehr. Ich schreibe jetzt, lese dafür aber deutlich weniger. Ich häkele jetzt und werde hoffentlich irgendwann in näherer Zeit auch dazu kommen, meine Nähmaschine in Betrieb zu nehmen. Ich spiele zwar immer noch kein Volleyball, habe aber Gefallen daran gefunden, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren und mag es auch, abends eine kleine Runde Yoga im heimischen Wohnzimmer einzulegen. Kochen kann ich nach wie vor nicht, aber backen tue ich ab und an gern und studiere inzwischen auch mit Interesse die Fachzeitschriften des Herrn Kochs zu den Themen Gastronomie und Garten.

Lange Rede, kurzer Sinn: Meine Interessen haben sich in den letzten Jahren verändert – und zwar deutlich. Das mag verschiedene Gründe haben. DIY ist in, vielleicht habe ich deswegen mit dem Häkeln angefangen; der Herr Koch ist in mein Leben getreten, vielleicht lese ich deswegen nun den Feinschmecker und nicht mehr Goethe; ich fahre nicht gerne Auto, vielleicht nehme ich deswegen das Fahrrad.

Veränderung ist gut, bedeutet sie doch Fortschritt, Weiterentwicklung, vielleicht sogar Neuanfang. Das gilt für Hobbies genauso wie für den Beruf. Schon vor ein paar Wochen schrieb ich darüber, welche Hürden bisweilen genommen werden müssen, wenn es gilt, sich für einen Beruf zu entscheiden und dass diese Entscheidung manchmal revidiert werden muss. Und in solchen Fällen stellt sich nicht selten die Frage:

Warum mache ich eigentlich mein Hobby nicht zum Beruf?

Die Dinge, die wir gern machen, machen wir meistens auch gut. Und die Dinge, die wir gern tun, können wir im Normalfall auch gut – entweder weil wir dafür Talent mitbringen oder weil wir sie schon lange machen und viel Erfahrung mit ihnen haben (Ausnahmen bestätigen die Regel). Es gibt nicht umsonst einen Zusammenhang zwischen Können und Interesse – Motivation ist hier das Zauberwort. Warum also diese Motivation nicht einsetzen und das Hobby zum Beruf machen? Gibt es etwas Schöneres, als sich den ganzen Tag einer Sache zu widmen, die man gern tut? Kaum. Es sieht also nach einer win-win-Situation aus, wenn aus der Freizeitbeschäftigung ein Beruf wird. Leider gibt es aber nicht zu unterschätzende Probleme, die dabei auftreten können.

Vom Hobby zum Beruf – die Risiken nicht unterschätzen!

Ich möchte die Risiken an einem Beispiel verdeutlichen. Kennt ihr diese Koch-Coaching-Sendungen im Fernsehen? Rosins Restaurant oder Die Kochprofis sind wohl die bekanntesten Formate, in denen überforderte Gastronomen, die nicht selten vor dem Ruin stehen, Hilfe von Profiköchen bekommen. Die häufigsten Gründe, warum die Restaurants nicht gut laufen, sind folgende:

  1. Fehlende Ausbildung der Besitzer: Oft sind es Nicht-Gastronomen ohne Erfahrung in der Branche, die ihr Hobby (Kochen) zum Beruf machen wollten.
  2. Selbstüberschätzung: Ebenso oft treten dort Restaurantbesitzer auf, die sich selbst, ihre Kenntnisse oder ihren finanziellen Spielraum gnadenlos über- und den Arbeitsaufwand unterschätzt haben.
  3. Fehlende Trennung Beruf – Privatleben: Wird das Hobby zum Beruf, geschieht das oft über den Weg der Selbstständigkeit. Die fehlende Trennung von Beruf und Privatleben provoziert ungeahnte Probleme.
  4. Frustration: Wenn die richtig gute Hobbyköchin, die nur Lob aus dem Freundeskreis gewohnt ist, an den Ansprüchen einer Restaurantküche scheitert, ist Frustration vorprogrammiert – und aus dem geliebten Hobby wird schnell ein Alptraum.

Diese Beispiel verdeutlicht gut, wenn auch recht extrem, was passieren kann, wenn das Hobby zum Beruf wird: Fehlende Fachkenntnisse machen den Einstieg in die neue Branche schwierig; überbordende Motivation führt zu gnadenloser Selbstüberschätzung; dazu kommen private Probleme und Frustration, sollte das Hobby sich als Alptraumberuf entpuppen. Natürlich gibt es gerade in der Gastronomie auch jede Menge Gegenbeispiele, in denen ungelernte Hobbyköche oder -bäcker sehr erfolgreich sind. Meist steckt dahinter dann aber ein ausgeklügeltes Konzept, ein guter Businessplan inklusive solidem finanziellem Polster, viel Arbeit – und auch eine große Portion Glück.

Den Sprung wagen – Ja oder nein?

Es gibt also gute Gründe, die dagegen sprechen, sein Hobby zum Beruf zu machen. Allerdings ist der Grund, der dafür spricht – das Interesse, die Motivation – nicht minder gewichtig. Ich behaupte, dass Menschen, die ihren Beruf gern machen, ihn 1. besser machen als solche, die ihn nicht mögen und 2. aus dieser Zufriedenheit auch eine Grundzufriedenheit mit ihrem Leben ziehen. Nicht umsonst definieren wir uns in unserer Gesellschaft so sehr über den Beruf. Ob aus dem Hobby ein Beruf werden kann, ist daher eine sehr individuelle Entscheidung, die von vielen Faktoren abhängt – nicht zuletzt auch von der vorangegangenen beruflichen Ausbildung und der finanziellen Situation. Habe ich einen Beruf erlernt, der mir Kenntnisse eingebracht hat, die in vielen Branchen nützlich sind (etwas Kaufmännisches zum Beispiel), wird mir ein Wechsel wahrscheinlich leichter fallen als wenn ich einen sehr speziellen Berufsweg, etwa einen künstlerischen, eingeschlagen habe. Ganz entscheidend ist auch die Frage, ob eine weitere Ausbildung, Fortbildung, Weiterbildung für den Wechsel sinnvoll oder gar nötig ist und ob ich mir diese finanziell überhaupt leisten kann – und will. Wird das Hobby zum Beruf ist das höchstwahrscheinlich mit einiger finanzieller Unsicherheit verbunden. Auch das muss man aushalten können.

Ich hatte das große Glück, dass es bei mir gut und fast reibungslos geklappt hat, mein Hobby (das Schreiben) zum Beruf zu machen. Machmal kann ich selbst nicht glauben, wie reibungslos. Einerseits liegt das natürlich daran, dass ich in eine Branche gewechselt bin, die sehr freundlich mit Quereinsteigern umgeht; andererseits auch daran, dass ich eine Ausbildung in dem Bereich habe (geisteswissenschaftliches Studium). All das muss aber nichts heißen – ich könnte heute genauso gut arbeitslos sein oder einem Aushilfsjob nachgehen. Da ich im vergangenen Jahr allerdings gemerkt habe, dass es mir wichtig ist, einen Beruf zu haben, der zu meinen Interessen passt und mich erfüllt, wäre es auch in Ordnung, wenn ich jetzt noch auf der Suche wäre. Denn wer suchet, der findet – oder?

Ist euer Hobby auch gleichzeitig Euer Beruf oder habt Ihr gar Euer Hobby zum Beruf gemacht? Wie wichtig ist Euch Spaß bei der Arbeit? Und haben sich Eure Interessen im Laufe des Lebens auch so stark verändert wie meine? Ich bin gespannt auf Eure Erfahrungen!